Überholen Wind und Solar die Kernkraft?

Es gibt genug viele schlechte Neuigkeiten jeden Tag. Deshalb möchte ich hier eine positive Entwicklung darstellen, die in der Öffentlichkeit wenig Beachtung findet. Es ist die globale Entwicklung der erneuerbaren Energien Wind- und Solarstrom. Beide Technologien wachsen seit 20 Jahre kontinuierlich und werden effizienter und günstiger. Das ist eine grosse Chance für den Klimaschutz. 

Ich habe die aktuellen Daten der globalen Energieproduktion zusammengetragen und in einer Grafik dargestellt. Sie zeigt den Verlauf der Stromproduktion seit 1970 mit Wasserkraft, Kernkraft und den Erneuerbaren Wind und Solar. Wind und Solar produziert im Jahr 2020 nur knapp weniger Energie als die Kernkraft. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird die Kernkraft nächstes Jahr überholt.

Weltweite Stromproduktion im zeitlichen Verlauf. Quelle: owid, 2020.

Kohlestrom
Auf der Grafik fehlt die Stromproduktion aus Kohle, Gas und Öl. Dann sieht es etwas weniger gut aus. Im Jahr 2020 wurden 8700 TWh Kohlestrom produziert. Wind und Solar kamen auf 2400 TWh.

Wie geht es weiter?
Wind- und Solarenergie sind in den vergangenen 20 Jahren exponentiell gewachsen. Ob das so weiter geht, wissen wir nicht. Was wir wissen, ist das die Solarenergie in vielen Ländern zur günstigsten Stromquelle wurde. Die ökonomischen Anreize für weiteres Wachstum scheinen somit gegeben. Zur Produktion von Solarmodulen braucht es Silizium und Aluminium – zwei der häufigsten Elemente auf der Erde. Die benötigten Ressourcen sollten das Wachstum nicht beschränken. Die grösste Schwierigkeit bezüglich des Wachstums der Solarenergie besteht in der Integration ins Stromnetz. Aus meiner Sicht ist dieses Problem lösbar.

Klimaschutz durch Erneuerbare
Falls die Solarenergie weiterhin jährlich 20% wächst, dann wäre die Energieproduktion im Jahr 2030 weltweit rund 5000 TWh pro Jahr. Das wäre in einer Grössenordnung, um Kohle langsam zu verdrängen. In den USA wird die Kohle bereits heute durch Erneuerbare verdrängt. Die Chancen, dass Solarenergie zur wichtigsten Energiequelle der Welt wird, stehen sehr gut. Und das ist auch nötig, wenn wir es mit Klimaschutz ernst meinen.

«Es geht nicht.»
Vor Jahren wurde ich noch belächelt, als ich von Erneuerbaren Energien sprach. Das sei ja schon gut, aber damit liesse sich nicht genug Strom produzieren, hiess es damals. Das gehe nicht. Die Zahlen heute zeigen das Gegenteil.
Es gibt immer Menschen die sagen, dass etwas nicht geht. Das sollte einem nicht irritieren. Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen für die richtigen Technologien. Diese zu schaffen ist Aufgabe der Politik. Ohne politische Unterstützung wären die Erneuerbaren heute nicht da, wo sie sind.
Wir brauchen ebenfalls den die richtigen Rahmenbedingungen für weitere Bereiche. Sei dies beim Umstieg auf Wärmepumpen, bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft, in der Landwirtschaft, in der Zementproduktion oder in der Mobilität.

Wie schon Nelson Mandela sagte: «It always seems impossible, until it’s done.»