Wie die Schweiz ihre Emissionen schön-rechnet
Die Schweiz gibt sich gerne vorbildlich. Wir haben den besten öffentlichen Verkehr, das beste Bildungssystem und die saubersten Flüsse und Seen. Das ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Hier ist die Schweiz meines Erachtens weltweit vorne dabei. Doch manchmal fühlt sich die Schweiz auch vorbildlich, wenn sie es gar nicht ist. Zum Beispiel im Bereich Klimaschutz. Der Pro-Kopf-Ausstoss liegt gerade mal bei 4.5 Tonnen CO2 pro Jahr. Sogar die Chinesen stossen pro Kopf mehr aus (7.4 Tonnen CO2). Am schlechtesten sind die Amerikaner mit mehr als 16 Tonnen, also dem 3-fachen der Schweiz. Da ist die Schweiz doch vorbildlich und einige PolitikerInnen verweisen auch gerne darauf.
Eine Frage der Betrachtungsweise
Der grösste Teil der Schwerindustrie der Schweiz ist in den letzten Jahrzehnten abgewandert, meistens nach Asien. Die Schweizer Wirtschaft produziert damit vergleichsweise wenig CO2. Banken und Versicherungen haben in der Schweiz vor allem Bürogebäude. Die paar Computer brauchen nicht sonderlich viel Energie. Die meisten Produkte importieren wir aus dem Ausland: Kleider, elektronische Geräte, Möbel, Autos, Kühlschränke, Spielzeug, usw. Der CO2-Ausstoss, der bei deren Produktion entstand, geht auf das «Konto» der Ursprungsländer.
Das ist die gängige Betrachtungsweise für Emissionen. Aber ohne die Nachfrage nach den Gütern würden diese gar nicht produziert. Deshalb ergibt es meines Erachtens mehr Sinn, den CO2-Ausstoss dem Land zuzuschreiben, in welchem das Produkt verwendet wird. Diese Berechnungen gibt es. Dabei werden die importierten «Emissionen» dazugerechnet und die exportierten «Emissionen» abgezogen vom nationalen CO2-Ausstoss.
CO2-Emissionen pro Kopf
In der Grafik links habe ich dies im Vergleich dargestellt für die Auswahl von 4 Ländern. Wenn nur die CO2-Produktion der eigenen Wirtschaft angeschaut wird, steht die Schweiz sehr gut da.
Betrachtet man aber die Emissionen, die der Konsum verursacht, dann hat Schweiz mit fast 15 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr einen CO2-Ausstoss, der fast so hoch ist wie derjenige der USA. Vorbildlich ist das kaum.
Die Ursache ist leicht erkannt: Die Schweiz hat weltweit einen sehr hohen Wohlstand und kann sich somit mehr leisten als andere.
In dieser Betrachtungsweise ist der Flugverkehr noch nicht einmal berücksichtigt. Da Herr und Frau Schweizer überdurchschnittlich viel fliegen, würde das unsere Bilanz noch verschlechtern.
Ich will damit nicht moralisieren. Andere Länder würden gleich viel ausstossen – wenn sie es sich leisten könnten. Die Grafik oben zeigt aber auf, dass wir in der Verantwortung stehen, wenn es um Klimaschutz geht.
Den Inland-Ausstoss sollten wir schnellst-möglich herunterfahren, im Ausland nur noch saubere Investitionen tätigen und einen Beitrag leisten, damit sich Grüne Technologien durchsetzen können. Damit könnte die Schweiz, ja sogar der Kanton Zürich einen Beitrag leisten zum Klimaschutz. Dafür will ich mich auch im Regierungsrat einsetzen.